haiku-wettbewerb, november 2012 |
zwielichter
der nacht |
haiku-wettbewerb, november 2012 |
schnee
auf kühlem mond |
ausstellung "mein liebling", november 2011 |
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lik-veranstaltung, september 2011 |
dieser text von hella neukötter wurde gelesen:
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ausstellung "atomic icons", august 2011 |
atomic icon - einladung: ansehen atomic icon - heft: ansehen |
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It's a lovely day, isn't it? |
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(...) Der Überlandbus fährt mich schnell und manchmal ein wenig gewagt über die englischen hügeligen Landstraßen nach Birmingham. Schwangere haben mein Mitleid. Ich suche mein altes Haus auf, das ich nun eine dreijährige Ewigkeit nicht mehr gesehen habe. In den 1950er-Jahren beherbergte es Pensionsgäste; etwa drei Jahrzehnte später waren alle Zimmer an Studenten vermietet und die 90-jährige, ein wenig geistig verwirrte Besitzerin fristete im Erdgeschoss ihr Dasein. Sie sei früher Balletttänzerin gewesen und man bewies mir diese Aussage mit vergilbten, porösen und eingerissenen Photos. „Sie war damals eine Schönheit“, flüstert mir ihre Putzfrau zu. Ihr Hausfreund, ein Mann, dessen Alter ich nicht zu erraten vermag, passte mich regelmäßig an der Haustüre ab: Meistens hatte er eine Schürze umgebunden. Er wolle mit mir, so vertraute er mir geheimnisvoll an, über den Existentialismus reden. Dazu begann er mit einem fünfminütigen Monolog über Sartre und ging dann nahtlos über zu der eigentlichen Frage, die ihn bewegte: ob Marlene Dietrich immer noch lebte, da es sein größter Wunsch sei, sie einmal persönlich kennen zu lernen. Selig die, die vergessen können. Denn jeden neuen Tag, den er erlebte, stellte er mir dieselbe Frage. Jeden Tag aber auch kochte er der alten Dame das Essen. Ob sie seine Kochkünste zu schätzen wusste oder nicht – er zumindest hatte so eine Möglichkeit gefunden, nicht auf der Straße leben zu müssen. (...) |
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Nadja |
Langsam wurde ich nervös. Was hatte ich an mir, dass sie mich so anstarrte? Kurze Zeit dachte ich, ich bildete mir alles nur ein, aber nein, ich war mir sicher: Immer wieder blickte mir diese elegant gekleidete Dame mit Hut in die Augen und schaffte es, dass ich fast beschämt zur Seite sah. Mein Date ließ auf sich warten. Auch das beunruhigte mich. Seine Stimme hatte am Telefon so verführerisch geklungen. Jeden Tag gab ich an meinem Arbeitsplatz Hunderten von ängstlichen, zu lauten oder sich überschlagenden Stimmen eine Auskunft. Keine von ihnen berührte mich. „Also dann bis morgen 10 Uhr, Café Wien. Ich kann es kaum erwarten“, hatte er gestern zum Abschluss des immerhin halbstündigen Telefonats in meine Ohrmuschel geflüstert. Meine Sehnsucht nach Romantik war in diesen Tagen einfach zu dominant. 10 Uhr 15. Vielleicht hatte er verschlafen. Eher unwahrscheinlich, wenn er seit einem halben Jahr kein Rendez-vous mehr gehabt hatte. 10 Uhr 20. Wahrscheinlicher war, dass er verheiratet und seine Frau hinter die Annoncen gekommen war. Männer sind nun mal Feiglinge. 10 Uhr 30. Jetzt hatte er verloren. Selbst wenn er in diesem Augenblick durch die Drehtür käme, würde ich mich nicht mehr zu erkennen geben. Die Dame schaute weiterhin zu mir herüber. Ich ließ die langstielige Rose an meinem Platz liegen, rückte den Stuhl beiseite, durchschritt das Café bis zum Eingang und sprach leicht irritiert den Hut an, denn seine Krempe versteckte einen Großteil des Gesichts: „Entschuldigen Sie bitte, ist irgendetwas nicht in Ordnung? Ich fühle mich ein wenig... beobachtet.“ Die etwa 50-Jährige blickte an mir hoch: „Glauben Sie mir, ich wollte Sie nicht verunsichern, aber... diese Ähnlichkeit ist verblüffend.“ (...) |